Abseits von Verkostungen und Bewertungen konnten wir uns am vergangenen Freitag mit sehr guten Freunden zu einem vorzüglichen Menü meiner Gattin Gerda treffen und auf die Gänge abgestimmte Weine genießen, wobei wir auf einige schön gereifte Jahrgänge zurückgreifen konnten.
Den Auftakt machte ein Ihringer Winklerberg, Weißburgunder 2008 von Dr. Heger aus Baden. In der Nase viele Zitrusfrüchte, aber auch exotische Anklänge wie Manog. Am Gaumen sehr mineralisch, beinahe noch jugendlich frisch, dennoch gut ausgewogen – auch hier wieder Zitrusfrüchte mit beachtlicher Länge. Ein perfekter Begleiter zum Räucherforellenmousse.
Ebenfalls von Dr. Heger aus Baden stammte der Ihringer Winklerberg, Chardonnay 2007. Zuerst ein Duft nach reifen, gelben Äpfeln, dann leichte Röst- und Vanillenoten. Auch am Gaumen war das Holz sehr gut eingebunden und Säure und Mineralität bildeten ein sehr schönes Rückgrat. Die cremige Facette passte hervorragend zu Risotto mit Jakobsmuscheln.
Nicht ganz so alt, aber immerhin auch noch 5 Jahre war der Fläscher Pinot Noir, 2013 von Hansruedi Adank aus Graubünden. Mittlerweile kein Geheimtipp mehr, da dieser Wein bereits bei einigen unserer Blindverkostungen Top-Resultate erhielt. In der Nase animierende Kirscharomen und am Gaumen feinste Tannine mit der für Graubünden typischen Mineralität. Ein echter Trinkspaß. Dieser Wein durfte ein Hirschfilet mit Steinpilz-Kartoffelstrudel begleiten.
Es folgte sein „Bruder“ aus dem Barrique – der Fläscher Pinot Noir Barrique, 2011 von Hansruedi Adank aus Graubünden. Obwohl 2 Jahre älter mussten wir bei diesem Wein leichte Abstriche gegenüber seinem Vorgänger machen. Die Röstaromen bzw. insgesamt die Integration des Holzes haben diesem Pinot nicht unbedingt weiter gebracht: Wer vor der Wahl steht, sollte aus unserer Sicht nicht zum teureren Barrique greifen – Barrique-Liebhaber werden das natürlich anders sehen. Dennoch ein großartiger Pinot Noir von Hansruedi Adank.
Auch nach dem Birnen-Mascarpone und als „Meditationswein“ hatte der La Poja 2003 von Allegrini aus dem Veneto keinerlei Schwierigkeiten, uns restlos zu überzeugen. Zu Recht wird dieser Jahrgang mit teilweise über € 80,- gehandelt. Amarena-Kirschen, Beeren und Schokonoten begeisterten in der Nase. Am Gaumen waren die 14,5 % Alkohol hervorragend eingebunden. Extrem cremig und komplex – ein großartiger Wein.
Als Absacker gönnten wir uns einen Titan 2007 von Tesch aus dem Mittelburgenland. Elf Jahre waren diesem Wein nicht anzumerken: Feine Beerenfrucht in und leichte Kirscharomen in der Nase. Am Gaume kräftig – was nach dem La Poja auch notwendig war – und trotzdem elegant. Feine Tanninstruktur und langer Abgang.