Nachdem ich meine Freunde von der Weinrunde Münster schon längere Zeit nicht mehr in meinem Keller begrüßen durfte, nutzte ich die Gelegenheit, am Nikolaustag die Kellertüren weit zu öffnen und jeweils 2 typische Vertreter aus berühmten Weinbauregionen zu präsentieren.
Begleitet wurde die Verkostung – wie schon üblich – von einem hervorragenden Menü meiner Gerda, bei dem das Highlight sicher das Ragout vom Aschauer Hirsch war. Herzlichen Dank für deinen ganztägigen Einsatz in der Küche.
Als Aperó kam der Champagner Célesté Aymé Harmonie von Baron Albert – diesmal „nur“ brut, d.h. mit einem Restzuckergehalt von 9 g/l. Das schadete diesem Sprudel aber überhaupt nicht – im Gegenteil: wieder einmal eine gelungene Kreation dieses Weinguts, das mittlerweile von den 3 Enkelinnen Claire, Lise und Aline von Albert bewirtschaftet wird.
Die eigentliche Verkostung startete dann mit dem Weinbaugebiet MOSEL und 2 typischen Rieslingen:
Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** 2018 von Markus Molitor – fruchtige Nase, schon gut gereift und konzentriert am Gaumen; dennoch kam die Restsüße bei den Verkostern nicht so gut an und 16,9 Punkte bedeuteten den letzten Platz an diesem Abend.
Marienburg Fahrlay Terrassen 2017 von Clemens Busch – Obst und Mineralik hielten sich schön die Waage; der Wein hat sicher noch viel Reifepotenzial und daher wohl von Lobenberg auch 100 Punkte erhalten; von uns gab es 17,5 Punkte und somit Rang 10.
Bei den berühmten Weinbaugebieten darf natürlich auch die WACHAU mit 2 typischen Grünen Veltlinern nicht fehlen:
Achleiten Smaragd 2015 von Prager – sehr typischer Veltliner mit viel Druck und Mineralik; schöne reife Apfelnoten; wir vergaben im Schnitt 17,6 Punkte / Rang 9.
Achleiten Smaragd 2015 von Josef Jamek – dieser Smaragd konnte seinen direkten Konkurrenten vor allem in puncto Mineralik übertreffen und bekam daher hervorragende 18,1 Punkte; ein Wert der oftmals für Stockerl reicht, bei dieser Verkostung aber „nur“ Rang 7 bedeutete
Weiter ging es in die Schweiz nach GRAUBÜNDEN – wohl nicht für jeden Weinkenner unbedingt eine „berühmte“ Region, aber aufgrund unseres vielschichtigen Bezugs dorthin, war das für diese Runde sehr wohl passend. Es folgten natürlich 2 Pinot Noir:
M – Der Mattman 2008 von Cicero Weinbau – ein Schock: Der Wein des großen aber leider tragisch verstorbenen Winemakers war längst hinüber und das obwohl der Kork einwandfrei wirkte. Bei solchen raren Tropfen schmerzt die Entsorgung über den Gully immer ganz besonders!
Malanser Pinot Noir 2013 von Thomas Studach – sensationeller Pinot, der vor allem die Mineralik und Kühle der Bündner Herrschaft wiederspiegelt und gleichzeitig absolut reine Kirschtöne aufweist; kein Wunder, dass dieser Jahrgang mittlerweile um € 200,- gehandelt wird; von uns gab es stolze 18,7 Punkte / Rang 3.
Ab in den Süden nach Italien – BAROLO war das nächste berühmte Weinbaugebiet:
Pajana 2014 von Clerico Domenico – typisch Barolo nach getrockneten Zwetschken und Steinpilzen, kräftiges Tannin und langes Finale; wir vergaben im Schnitt 18,4 Punkte / Rang 6.
Riserva 2006 von Mario Gagliasso – wunderschöner Barolo, der wohl jetzt auch genau trinkreif war; absoluter Preis-Leistungssieger; vielen Dank an meinen „Lieferanten“ in Alpbach; uns war dieser edle Tropfen 18,9 Punkte wert, was Rang 2 bedeutete.
Das Weinbauland Italien durfte natürlich mit 2 Gebieten an diesem Abend teilnehmen. Die Reise ging noch weiter südlich – nach BOLGHERI:
Guado al Tasso 2010 von der Tenuta Guada al Tasso – war bereits von Robert Parker mit 97 Punkten geadelt worden; herrliche Frucht nach Kirschen und Johannisbeeren, etwas Vanille, Röstaromen, Kaffee und dunkle Schokolade vom Eichenfass; ein komplexer Wein mit sanftem Tannin und ewigem Abgang; 18,6 Punkte von uns bedeuteten Rang 5.
Sassicaia 2012 von der Tenuta San Guido – ebenfalls sehr komplex, aber noch einmal wesentlich eleganter als sein Vorgänger; perfekte Balance und vor allem war man hier vorsichtiger mit dem Holzeinsatz; der Abgang wieder endlos – ein sagenhafter Wein; von uns gab es 19,4 Punkte im Schnitt – wohl gemerkt in der Blindverkostung und es waren auch einige 20er in der Wertung – was natürlich den klaren Tagessieg bedeutete.
Frankreich durfte selbstverständlich zum Abschluss nicht fehlen und da musste es natürlich BORDEAUX sein.
3éme Grand Cru 2006 von Château Lagrange (CS / M / PV) – Rober Parker vergab hier „nur“ 91 Punkte, aber der ist freilich andere Franzosen gewöhnt; wir waren aber mit der Balance und Komplexität dieses Weins mehr als zufrieden und erwischten diese Flasche wohl auch im besten Alter; 18,7 Punkte bedeuteten Rang 4.
Grand Cru 2009 von Château La Tour du Pin (M / CF) – auch ein schöner Bordeaux aus Saint-Emilion, wenngleich er in puncto Komplexität mit seinem Vorgänger nicht mithalten konnte; Schokonoten sowie Dörrobst und Nougat wurden im Abgang mit einer leichten Salzigkeit perfektioniert; 17,9 Punke bedeuteten Rang 8.
Einige durstige Seelen verlangten noch nach einem Absacker und mein Griff ging zu
Cupido 2012 von Sylvia Heinrich (BF / Zw) – auch dieses Flaggschiff des Weingut Johann Heinrich war perfekt gereift und präsentiert sich sehr finessenreich und vielschichtig und musste sich trotz der beiden heimischen Sorten keinesfalls vor seinen beiden Vorgängern aus dem Bordeaux verstecken.
Ich bedanke mich bei der Runde für das zahlreiche Erscheinen und die gute Stimmung und freue mich schon auf die nächsten Events!