Am vergangenen Wochenende durfte ich zu nachfolgendem Menü meiner Gattin Gerda ausschließlich 10 Jahre alte Weine (Jahrgang 2009) kredenzen:
- Räucherforellenmousse auf herbstlichen Salaten
- Kürbiscremesuppe mit Ingwer und Kernöl
- Geschmorte Kalbbackerl mit Blaukraut und Herzoginnenkartoffeln
- Schokokuchen mit Vanilleeis und Zwetschkenröster
- Käseplatte aus der Region
Nach einem Begrüßungschampagner Veuve Clicquot brut macht der Chardonnay Rossern von R. & A. Pfaffl den Auftakt. Goldgelbe Farbe im Glas, in der Nasse Vanille, nussig mit Anklängen von Tropenfrüchten, am Gaumen rund mit langem Nachhall. Von Falstaff gab es 92 Punkte – wir vergaben in der Blindverkostung 17,25 Punkte (Rang 6).
Der zu vergleichende Chardonnay kam aus dem Burgund (Meursault) von der Domaine Jessiaume: Pfirsich- und Marillenaromen, wuchtig, aber dennoch gut strukturiert. Dieser Wein erreichte ebenfalls 17,25 Punkte (Rang 6) (Wine Enthusiast 89 Punkte).
Bei den Rotweinen starteten wir mit der Cuvée Optima von Anthonij Rupert aus Südafrika (Western Cape (Franschhoek)). Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot vereinigen sich hier nach 24 Monaten Ausbau im Barrique zu einem mächtigen Tropfen Wein: Dunkelrot bis schwarz, nach schwarzen Ribisel, Zwetschken, Tabak, Schokolade und Lakritz, mit feinem samtigen Tannin und beachtlichem Abgang. Auch hier gab es 17,25 Punkte (Rang 6) (Wine Enthusiast 89 Punkte).
Es folgte eine vergleichbare Cuvée – allerdigns ohne Cabernet Franc aus dem Bordeaux (Haut-Médoc): Château Caronne Sainte Gemme konnte nicht ganz an seinen Vorgänger anschließen und erhielt in der Bewertung durchschnittlich 1/4 Punkt weniger, was Rang 9 bedeutete (Wine Spectator 90 Punkte).
Anschließend folgten 2 Pinot Noir: Zuerst hatte die Domaine Jessiaume mit dem Aux Echanges (Burgund (Chambolle Musigny)) ihren zweiten Auftritt. Die Verwendung von nur 30 % neuem Holz hat sich hier ausgezahlt. Kühle Frische nach kleinen roten Früchten mit seidigen Tanninen und hoher Komplexität überzeugten alle Verkoster. 18,25 Punkte brachten den 2. Platz (Wine Spectator 93 Punkte).
Übertroffen wurde dieser Wein nur vom Schloß Salenegg Barrique (Graubünden (Maienfeld)). Ein Fruchtbouqet nach dunklen Waldbeeren und wilden Kirschen sowie etwas Cassis, leichte Vanille- und Holznoten vom 12-monatigen Barrqiue-Ausbau und feinste Tannine brachten diesem Wein 18,625 und den Tagessieg!
Der Querschnitt der 2009er-Jahrgänge führte uns dann nach Spanien. Die Tempranillo-Ikone Alion (Castilla y León (Ribera del Duero)) kam noch fast jugendlich mit violetten Reflexen ins Glas. Auch hier dunkle Beeren, reife Zwetschken mit Holzaromen. Am Gaumen mächtige Frucht mit reifen Tanninen und großer Länge. 17,625 Punkte bedeuteten Rang 4 (Stephen Tanzer 93 Punkte).
Der Vinas Viejas von Leda (Castilla y León (Ribera del Duero)) lagerte 30 Monate im Eichenfass. Dieser Wein war durchaus vergleichbar mit dem Alion – allerdings schon gereifter mit leichten balsamischen Noten. Am Gaumen etwas cremiger als der Alion und somit 17,875 Punkte (Rang 3) (Guia Proensa 94 Punkte).
Die Enttäuschung des Abends war der Bela Rex von Albert Gesellmann. Ob es an der Reihenfolge der Weine, am Jahrgang oder der Einzelflasche lag, kann dabei schwer gesagt werden. Immerhin wurde dieser Wein von Falstaff mit 96 Punkten geadelt. Unausgewogen, zu säurebetont gab es in der Blindverkostung nur 17 Punkte und somit Rang 9.
Der Vergleichswein war der Château Fontenil Fronsac (Bordeaux (Fronsac)). Dunkle Waldbeeren, Würze und Kaffee machten den Auftakt in der Nase. Auch am Gaumen Beerenfrucht, floral, angenehme Kühle, wieder Beeren und langer Abgang. Von uns gab es 17,625 Punkte (Rang 4) (Robert Parker 92 Punkte).
Zum Dessert gab es den Vintage (2007) von Donatsch aus Malans in Graubünden – ein Pinot Noir im Portweinstil. Es kam bereits ein Hauch von Weihnachten auf: Zimt, Dörrobst, Likör und alter Cognac in der Nase, dennoch würzig am Gaumen und weder mit Süße noch mit Alkohol (18,5 %) aufdringlich.
Ich bedanke mich bei meiner Frau Gerda für das tolle Essen und bei meinen Gästen für das Geschenk sowie den netten Abend.