Vielen Dank für einen tollen Abend an Andrea und Bernhard. Bernhard, ich hoffe dein Frust über 7 (in Worten „ sieben“) Korkflaschen hat sich mittlerweilen gelegt.Damit wurde das Thema „Schraubverschlüsse im Premium-Bereich“ wieder angefacht, und ich für meinen Teil kann auf das „Plopp“ beim öffnen einer Weinflasche verzichten.
Hier die Ergebnisse der Freitagsverkostung: (die Punkte entsprechen dem Durchschnittswert aller Verkoster, die Weinbeschreibung ist wie immer subjektiv und stammt aus meiner Feder)
1. Jermann, Chardonnay Dreams, 2007: Punkte: 16,57
Im Glas strohgelbe, strahlende Farbe. Komplexer Duft nach exotischen Früchten, gelbem Apfel und Vanille. Etwas parfümiert! Am Gaumen weich, mollig, mundfüllend mit mittlerem Abgang. Sehr ordentliche Qualität zu hohem Preis ca. € 35.00.
2. Polz, Morillon Obegg, 2006: Punkte: 16,64
Kräftiges Gelb im Glas, klar. In der Nase für mich zu viele Röstaromen und Kaffeenoten. Zu diesem Zeitpunkt lag der Obegg für mich etwas hinter dem Dreams von Jermann. Am Gaumen jedoch eindeutig besser. Steirische Fruchtigkeit mit etwas höherer Säure, der Abgang lang und präsent.
3. Chassagne-Montrachet, Ruchottes, Moreau 2005: Punkte: 17,28
Aus dem hervorragenden Jahr 2005 duftet dieser Wein nach Pfirsich, Aprikosen und Vanille.Am Gaumen vielschichtig, fast schon opulent, Abgang lang.Selten, dass ein Weißwein zum Sieger des Abends erkoren wird. Moreau hat es geschafft. Preis pro Flasche ca. € 60,00
4. Moric, Blaufränkisch Neckenmarkt, 2006: Punkte: 16,42
Der Blaufränkische von Moric präsentiert sich auffallend hell im Glas und ist weit weg von blickdicht. In der Nase sehr würzig und nach dunkle Beeren. Am Gaumen überzeugt er durch Eleganz und nicht durch aufdringliche Frucht. Man lässt wieder mehr Säure zu in Österreich. Für mich nicht gerade perfekt, aber dem Terroir entsprechend in Ordnung.
5. Moric, Blaufränkisch St. Georgener, 2006: Punkte: 16,42
Im Glas ebenfalls sehr hellfarben und transparent. In der Nase dunkle Beeren, Kirschen und etwas Zitrone. (klingt komisch, ist aber so) Am Gaumen mineralisch, elegant, dunkle Beeren, etwas bitter. Abgang mittel. Säure für mich zu hoch.
6. Moric, Blaufränkisch Lutzmannsburg, Alte Reben 2006 Punkte: 17,28
Ex aequo Abendsieger mit Moreau 2005 und guten 17,28 Punkten. Ich glaube, dieser Wein hat von Parker 94 Punkte bekommen und leider reicht, mein zugegebener Massen, dürftiges Fachwissen, für diese Bewertung nicht aus. Dieser Wein fällt sicher unter die Kategorie „Terroir“ mit all seinen sortentypischen Eigenschaften. Etwas Schwarztee und dunkle Beeren sowie Kirsche in der Nase. Am Gaumen ebenfalls dunkle Beeren, sehr mineralisch etwas Pfeffer. Alles in allem ein sehr guter Wein mit toller Bewertung und gutem Potenzial. Parker-Bewertung ist für mich zu hoch, sowie auch der Preis!
7. Pöckl, Genesis, 2000: Punkte: 16,42
Wenn mich nicht alles täuscht, ist der Genesis eine Co-Produktion des Weinguts Josef Pöckl und der Privatkellerei Morandell. Oder produziert Pöckl für Morandell? Vielleicht weiß das jemand. Auf jeden Fall frag ich mich, wo noch diese tollen Weine herkommen sollten, nachdem Pöckl seinen Solo Rosso, Rosso e Nero, Admiral, Rève de Jeunesse, Mystique und nicht zu vergessen sein Fass Merlot im Jahr 2000 produziert hat. Was ist da noch im Genesis drinnen?
8. Beausejour-Becot, 2000: Punkte: 17,00
Ein 1er Grand Cru aus dem Saint Emilion. Die Farbe sehr dunkel. in der Nase nach schwarzen Beeren und etwas Heu. Sehr viele weiche Tannine und mittlerer bis langer Abgang. Schöner Druck am Gaumen. Tolle Geschichte!
9. Nardo, Monepeloso 2000: Punkte: 16,78
Montepolso wird ja mittlerweilen mit Lobeshymnen überschüttet und ist ja auch ein guter Wein. Für mich stimmt das Preis/Leistungsverhältnis leider nicht und kann er für diesen Preis einfach zu wenig. Aber auch ein gutes Marketing soll ja was Wert sein. In der Nase etwas dunkle Schokolade und Beeren. Abgang mittel bis lang. viele weiche Tannine. Etwas hohe Säure.
10. Monte Bello, Ridge, 1986 Kork
11. San Marco, Rampolla 1986 Kork
12. Poyferre, 1986 Kork
13. Villa Gemma, Masciarelli, 1995 Punkte 17,14
Gianni Masciarelli war einer der ersten Winzer aus Mittel und Süditalien, der bereits vor über dreißig Jahren auf Terroir und Qualität gesetzt hat. 1984 wurde der erste Jahrgang Villa Gemma aus der Rebsorte Montepulciano d´Abruzzo vinifiziert und ist hier einer der besten Weine aus den Abruzzen entstanden. In der Nase dunkle Waldbeeren, Johannisbeeren und etwas Mokka! Guter Druck am Gaumen, ebenfalls dunkle Beeren und eine feine, samtige Tannine. Sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis. Für mich eindeutig Kaufempfehlung (ca. € 35,00)
14. Villa Gemma, Masciarelli, 1998 Punkte: 16,78
Ebenfall sehr gute Qualität, erkennbar auch die Vertikale!
15. Villa Gemma, Masciarelli, 2000 Kork
FAZIT: ein wunderbarer Abend mit tollen Weinen und tollem Essen, mit der ebenfalls wunderbaren Erkenntnis: Es lebe der Schraubverschluss.
Liebe Weinfreunde Unterland!
Schade um den 86er Monte Bello, der wäre toll gewesen.
Trotzdem bleiben wir im Weingut beim traditionellen Flaschenverschluss Naturkork. Die Reifung ist meines Erachtens kalkulierbarer als beim zugegebenermaßen guten Alternativverschluss Drehverschluss.
Herzliche Gruesse aus Grosshoeflein am Leithagebirge
Andi Kollwentz
Lieber Hr. Kollwentz!
Natürlich haben Sie als Winzer mehr Erfahrung mit dem Naturprodukt Kork, und wird es ja auch einen Grund geben, dass fast ausschließlich alle Weine im Premium Segment mit Kork verschlossen werden.
Nur schmerzt es als Konsument natürlich außerordentlich, wenn man seinen „Schatz“ jahrelang hegt und pflegt und zu einem besonderen Anlass mit seinen Weinfreunden teilen will, und dann schlussendlich der Korkteufel wieder zu schlägt.
Wobei ich hier nicht vom finanziellen Schaden spreche, sondern vom entgangenen Trinkvergnügen.
In diesem Sinne!
Vinophile Grüße von den Weinfreunden Unterland.
F. Rinner