Nach der Verkostung ist vor der Verkostung ! Diese alte Fußballerweisheit gilt sicherlich auch für Weinverkostungen. Also quälte mich bereits im Mai letzten Jahres der Gedanke, was ich wohl meinen herzallerliebsten Weinfreunden unserer Geburtstagsweinrunde denn im April 2016 kredenzen sollte. Kumulierte Wochen an Schlaflosigkeit später entstand beim Schauen eines Champions-League Spieles die Idee einer „Champions-League-Verkostung“ – soll heißen: eine Verkostung von Weinen, die in den letzten Jahren bereits Sieger unserer Weinrunden waren.
Da nur die wenigsten dieser edlen Tropfen (= gar keiner!) in meinem Keller herumlag, machte ich mich auf die Suche in den Weiten des WWW, wurde fündig und raffte 9 dieser Siegerweinchen im meinem bescheidenen Keller zusammen.
Wir starteten mit dem Pinot Noir In Signo Tauri von Heribert Bayer aus Neckenmarkt (Sieger bei Wolfgang’s Weinrunde im Okt. 2014). Himbeeren, Edelholz, Kokos, Schokolade und Orangenschalen – mit diesen Geschmacksnoten, so meint Bayer, sollte der Weindegustant erfreut werden. Mit guten 17,23 Punkten landete er letztendlich dennoch nur auf dem zehnten und letzten Gesamtrang (vielleicht auch ein wenig dem Nachteil der Startnummer 1 geschuldet).
Einer meiner Lieblingspinots kam gleich anschließend: Malanser Pinot Noir, Jahrgang 2012 von Thomas Studach (Sieger bei Frank’s Weinrunde im Mai 2013) Frisch, rassig und mineralisch mit Noten von Kirsche, Walderdbeere und Zwetschgen … eben wie ein Burgunder aus Graubünden sein soll. Am Ende nur Rang 7 mit 17,29 Punkten für den Schweizer.
Überzeugend – wieder einmal – war Fritz Wieninger’s Pinot Noir, Grand Select, Jahrgang 2010 (Sieger bei Joe’s Weinrunde im August 2015). Der elegante, sehr ‚burgundische‘ Pinot Noir gefiel mit tabakiger Würze und Aromen von Kirsche und Himbeeren. 18 Punkte hievten den Wieninger aufs Stockerl: Rang 3
Die Burgundersession beschloss der Pinot Noir Nuit Saint Georges, Les Boudots, 1er Cru der Domaine Gagey von Louis Jadot, Jahrgang 2013 (Sieger bei Wolfgang’s Weinrunde im Nov. 2015). Rote und schwarze Beeren fanden wir in glänzendem Rubinrot. Fruchtig und gehaltvoll, gut strukturierter Burgunder. 17,23 französische points und somit Rang 7 für den ersten von insgesamt zwei Franzosen.
Weiter ging es mit dem klassichen Bordeaux vom Chateau Lagrange, 3e Cru, Jahrgang 2010 (Sieger bei Frank’s Weinrunde im Jan. 2016). Brombeeren, Johannisbeeren und getoastete Eiche in der Nase, weiche Tannine, kräftig mit gutem Abgang – ebenfalls 17.23 Points und ebenfalls Rang 7 für den zweiten Franzosen.
Der Gabarinza 2013 von Gernot Heinrich (Sieger bei Wolfgang’s Weinrunde, Nov. 2009), eine Cuvée aus ZW, BF und ME, überzeugte visuell mit kräftigem Rubinrot, mit dunklen Beerennoten und einem Hauch von Schokolade im Bouquet und einem kräftigen Abgang sowie ausgewogenen Tanninen am Gaumen. Ausgezeichnete 17,79 Punkte reichen am Ende nicht ganz fürs Stockerl, aber immerhin für den 4. Gesamtrang.
Mit dem Almaviva 2008 von Concha y Toro, Chile (Sieger bei Wolfgang’s Weinrunde, Nov. 2013) wechselten wir in die Neue Welt. Im 08er Jahrgang stecken neben dem dominierenden CS auch noch ein wenig Carmenere und CF drin. Der Almaviva gefiel durchwegs mit seinen Aromen von schwarzer Johannisbeere, Kaffee- und Gewürznoten. Sehr dichter Wein mit starkem Ende. Verdienter Rang 2 mit 18,08 Punkten.
Gleich nach dem Almaviva folgte der Sieger des Abends: der CS Private Reserve von Beringer, 2009 (Sieger bei Hansi’s Weinrunde im Sep. 2015) aus dem Napa Valley. Auch hier gab es ausreichend Beerenfrucht und Cassis in der Nase. Konzentrieter, intensiver Wein mit gut integrierten Tanninen. Starker, langer Abgang. 18,43 Punkte reichten für den Sieg
Damit es für meine Weinfreunde nicht ganz zu einfach war, schummelte ich mit dem Amethystos CS 2007 von Lazaridi aus der Weinregion Drama in Griechenland einen Piraten in die elitäre Runde. Der griechische Außenseiter mischte in dieser Champions-League-Verkostung gut mit und musste sich keineswegs verstecken. Der CS bot Aromen von Schoko, Kaffee und Johannisbeeren und einen lang anhaltenden Abgang. Guter Wein und gute 17,43 Punkte und guter 6. Platz für den Amethystos.
Den Schlusspunkt setzte die sardische Cuvée aus Cannonau, Malvasia, Carignano und Bovale Sardo: Argiolas‘ Turriga 2011 (Sieger bei Frank’s Weinrunde im Jan. 2012). Intensives Rot, kraftvolle Würze, balancierte Holznoten, etwas Vanille, dicht und ausgewogen. Mit 17,79 Punkten landet der Turriga ex aequo mit dem Gabarinza auf Rang 4.
Spannend verlief auch das Weinquiz, das lange Zeit von unseren Expertinnen Sabrina und Gabi dominiert wurde. Erst gegen Ende der Verkostung setzte sich unser Schriftführer Johann Grömansberger an die Spitze. Er punktete fast vollumfänglich beim Beringer und am Ende zupfte er perfekt jede einzelne Rebsorte aus dem Turriga heraus und gewann letztendlich souverän mit 56 Punkten. Unsere Runde staunt noch immer über ein derartig komprimiertes Weinwissen und profunde Weinkenntnis in nur einer Person – Gratulation an unseren Hansi ! Hervorragende Zweite wurden Gabi & Sabrina mit je 51 Punkten. Am unteren Ende: Frank (47), Wolfgang (42) und abgeschlagen Letzter Joe (33).
Danke an die Runde für den tollen Abend und das tolle Geschenk.
Doris & Helmut