Viel Sonne und der beginnende Frühling legten es nahe, unsere Weinverkostung in Münster am vergangenen Freitag kulinarisch und weintechnisch unter das Motto „Bella Italia“ zu stellen. Der Dank gilt natürlich vor allem meiner Gerda für das exzellente Menü.
Den Auftakt machte ein Schaumwein aus der Franciacorta, Jahrgang 2012 – Vintage Collection Brut von Ca‘ del Bosco. Der nach der Champagner-Methode produzierte Tropfen aus Chardonnay, Pinot Noir und Weißburgunder war sehr schön gereift.
Die Blindverkostung startete dann in Südtirol mit einem sehr jungen Wein des Jahrgangs 2020. Der Petit Manseng des leider kürzlich verstorbenen Franz Haas sen. überzeugte mit frischen Düften, schöner Mineralik und gut integrierter Säure (17,8 Punkte / Rang 6).
Wir blieben in Südtirol, wechselten aber zu einem Schwergewicht: Der Gewürztraminer Lunare 2014 der Kellerei Terlan – Andrian bestach durch seine exotische Fruchtnote. Wie so oft hatten aber viele Verkoster Probleme mit dieser Sorte und 17,1 Punkte bedeuteten den 12. und letzten Platz (94 Punkte von Falstaff).
Auch der Start bei den Rotweinen fand in Südtirol statt: Pinot Noir Linticlarus von der Schlosskellerei Tiefenbrunner in Kurtatsch 2015 – fruchtig nach Waldbeeren und Kirsche, etwas voluminöser Körper und sehr rund! (17,5 Punkte / Rang 9).
Der zweite Pinot Noir – die Riserva 2017 vom Stroblhof in Eppan – war wesentlich schlanker und filigraner, was dem burgunderliebenden Publikum deutlich besser gefiel. (18 Punkte / Rang 2).
Die Reise ging weiter nach Süden ins Piemont: Asili Barbaresco 2011 von Ca‘ del Baio brachte ein wahres Geruchsbouquet: Blumen, Kirschen aber auch Gewürze – am Gaumen dichtes Tannin und schöne Länge. (17,5 Punkte / Rang 9).
Wenige Kilometer entfernt gedieh der Barolo Castelletto 2008 von Manzone: Ebenfalls Gewürze, aber sonst kräftigere Noten wie Schoko und Tabak. Auch hier sehr reife Tannine aber mehr Power als sein Vorgänger. (17,75 Punkte / Rang 7 / 94 Punkte Wine Spectator).
Die Startnummern 7 und 8 stammten vom gleichen Weingut im südlichen Chianti: Der Chianti Classico Rancia 2016 von Fèlsina bot alles, was man sich von einem großen Wein dieser Region erwarten darf. (17,875 Punkte / Rang 5 / 96 Parker-Punkte).
Das Flaggschiff von Fèlsina, der Sangiovese Fontalloro 2016 konnte noch etwas mehr überzeugen: Neben den Fruchtnoten, Tabak, ledrig, etwas erdig – am Gaumen schöne Harmonie von Säure, Tanninen, Alkohol und Frucht mit sehr langem Finale. (18 Punkte / Rang 2 / 98 Parker-Punkte).
Die logische Folge auf diese beiden Tropfen war, die Reise Richtung Süden nach Montalcino fortzusetzen. Der Brunello di Montalcino 2016 vom Castello Banfi kam ebenfalls mit einer vielschichtigen Note in die Nase: Leder, Tabak, etwas Holz! Am Gaumen schönes Tannin, kräftig und würzig – sehr gute Länge. (18 Punkte / Rang 2 / 95 Suckling-Punkte).
Der Brunello di Montalcino 2012 von der Tenuta Il Poggione war gut mit seinem Vorgänger vergleichbar: Zigarren, auch Holz und dunkle Kirschen. Am Gaumen auch mit viel Körper und guter Länge – obwohl 4 Jahre älter, gefühlt noch weniger gereift: Muss wohl am Jahrgang liegen; bin gespannt wie sich dieser Wein in einigen Jahren entwickeln wird. (17,625 Punkte / Rang 8 / 95 Parker-Punkte).
Der Variazione in rosso 2011 von der Tenuta dell‘ Ornellaia (Cabernet Franc, Merlot, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot) war den Verkostern etwas zu fruchtig und zu muskulös: 17,5 Punkte reichten nur für Rang 9.
Das Beste kommt zum Schluss! Das war bei unseren Verkostungen schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Fall und kam auch hier etwas überraschend (außer man beachtet den aktuellen Marktwert des Jahrgangs von > € 100,-): Der Cabernet Sauvignon Gabbro 2009 von der Tenuta Montepeloso aus der Maremma gefiel an diesem Abend am besten: Dunkle Früchte, etwas Lakritze, aber auch Leder – am Gaumen sehr klar, strukturiert mit herrlicher Mineralik. (18,125 Punkte / Rang 1 / 94 Parker-Punkte).
Ich bedanke mich bei allen Teilnehmer:innen für den netten Abend!