Mit etwas Verspätung aus terminlichen Gründen durfte ich am vergangenen Freitag meine Geburtstagsverkostung nachholen. Als Motto wählte ich diesmal je 2 Weine aus 6 verschiedenen Ländern. Die edlen Tropfen durften wieder ein herrliches Menü meiner Gerda, für das ich mich ganz herzlich bedanken möchte, begleiten. Bei meinen Gästen möchte ich mich für das tolle Geschenk, die gute Stimmung und das lange Durchhaltevermögen bedanken.
Nach einem Begrüßungs-Champagner von Baron Albert startete die Verkostung in Österreich: Der Grüne Veltliner Achleiten Smaragd 2015 von Prager war sehr sortentypisch ausgebaut und überzeugte mit schöner Mineralik, wofür es von Falstaff 94 Punkte und von uns 17,7 Punkte (Rang 3 bei den Weißweinen) gab.
Der zweite Österreich-Vertreter war der Riesling Kellerberg Smaragd 2015 von Franz Xaver Pichler. In der Nase ein herrlicher Mix von Marille und Pfirsich sowie etwas Tropenfrüchte. Sehr schön strukturiert und ein extrem langes Finale – ein wahrhaft großer Wachauer. 17,9 Punkte brachten den Tagessieg bei den Weißweinen.
Als zweites Land startete Deutschland mit dem Weißburgunder Wehlener Klosterberg * 2015 von Markus Molitor an der Mosel. Elegant und feingliedrig, in der Nase etwas Litschi und dann mit schönem Schmelz – aber nie wuchtig, sondern angenehm und ausbalanciert. Zwischen den Rieslingen tat sich dieser Wein etwas schwerer und mit „nur“ 17,6 Punkten gab es Rang 4 bei den Weißweinen.
Weiter ging es wieder etwas südlich: Der Riesling Kastanienbusch Großes Gewächs 2017 von Ökonomierat Rebholz an der Südlichen Weinstraße in der Pfalz war schon von James Suckling mit 92 Punkte geadelt worden. Wunderschöne, fast animalische Aromatik nach Rauch und Feuerstein mit etwas Pfeffer – dann Pfirsich und Marille vom Riesling aber auch bei einzelnen etwas Zitrusfrucht. Schön eingebundene Säure, sehr dicht und langer Abgang. Mit 17,9 Punkten durfte er sich den Tagessieg bei den Weißweinen mit seinem Sortenkollegen aus der Wachau teilen.

Bei den Rotweinen starteten wir dann mit zwei Weinen aus der Schweiz und – etwas überraschend – holte sich gleich der erste Wein mit 18,3 Punkten den Tagessieg: Den Pinot Noir Barrique 2010 vom Schloß Salenegg in Maienfeld in Graubünden hatten wir bei unserer Weinreise 2021 als wahres Schnäppchen direkt im Schloß erstanden. Eine wunderschöne Wildkirschnase unterlegt mit Waldbeeren und etwas Cassis begeisterte uns. Danach schöne weiche Tannine, gut integriertes Holz mit nur einem Hauch Vanille und angenehmer Schweizer Kühle.
Ebenfalls aus Graubünden kam der Pinot Noir 2012 von unseren Freunden von Ciprian Rebbau. Dieser Wein war in seiner Machart doch komplexer und wohl auch etwas schwerer als sein Vorgänger zu verstehen. Für mich ein großer Burgunder und mit 18,1 Punkten gab es auch Rang 3 an diesem Tag.

Frankreich war das vierte Land an diesem Abend und den Auftakt machte Château Gruaud Larose 2017 aus Saint-Julien (2ème Grand Cru Classé). Die Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc präsentierte sich leider etwas zurückhaltend – ja sogar verschlossen – obwohl wir einen Fehler ausschlossen. Vermutlich hat sich wieder einmal gezeigt, dass 7 Jahre Wartezeit für einen Bordeaux zu wenig sind. 17,0 Punkte war die niedrigste Wertung an diesem Abend.
Wesentlich zugänglicher war dann die Cuvée Anonyme 2009 von Vignon Xavier aus Châteuneuf-du-Pape. 25 % Grenache, 25 % Mourvédre, 25 % Syrah, 10 % Counoise, 10 % Cinsault und 5 % Vaccarese erhielten schon vom Weinpapst Robert Parker 96 Punkte. Blickdicht, ja fast schwarz im Glas folgte ein üppiges wuchtiges Bouquet nach Beeren, Kirsche, Zwetschken aber auch Karamell, dunkle Schokolade und etwas Rauch. Am Gaumen die volle Power, schweres Tannin und erst nach einigen Schlucken offenbarte diese Weine seine einzelnen Aromen. Wir vergaben 17,9 Punkte (Rang 4).
Italien war die vorletzte Station unserer kleinen Weinreise – genauer gesagt das Piemont: Der Barbaresco Ca‘ del Baio 2011 von Asili Barbaresco war ein sehr typischer Nebbiolo-Vertreter. Etwas Kirsche mit Lakritz, Pfeffer und einem Hauch von Zimt. Am Gaumen feines Tannin – fast seidig – und langer Abgang waren uns 17,875 Punkte (Rang 5) wert.
Etwas weiter südlich lag die Herkunft des Brunello di Montalcino 2004 von der Tenuta Caparzo. Dieser Sangiovese wies schon deutliche Tertiäraromen auf und wäre wohl nicht mehr sehr lange lagerbar gewesen. Im Glas fast schon orange, in der Nase Kirschen und dunkle Beeren, am Gaume samtiges Tannin, noch einmal Beeren und sehr gute Länge. 17,125 Punkte brachten Rang 7.
Natürlich durfte auch Spanien an diesem Abend nicht fehlen: Zuerst folge der älteste Wein des Abends – die Gran Reserva 904 1995 von La Rioja Alta (90 % Tempranillo, 10 % Graciano). 30 Jahre haben diesen Wein wunderschön reifen lassen – im Glas konnte man nur bei genauem Hinschauen den granatroten Rand erkennen – sonst immer noch dunkel rubinfarben. Die Nase nach Beeren, hinterlegt mit Gewürzen, etwas Rauch, Tabak und auch balsamische Noten. Am Gaumen schwarze Frucht, kaum Tertiäraromen, würzig aber dennoch elegant. Robert Parker vergab hier 96 Punkte und wir 18,25 (Rang 2). Das war leider die letzte Flasche dieses tollen Jahrgangs in meinem Keller.
Auch sehr schön gereift war der Mas d’en Compte 2006 von Celler Cal Pla aus dem Priorat. Die Cuvée aus 45 % Carignan, 45 % Grenache und 5 % Cabernet erhielt von Robert Parker sogart 98 Punkte. Bei uns kam er allerdings nicht an seinen Vorgänger heran. In der Nase fast Fruchtkompott mit leichten Gewürznoten, am Gaumen mit viel Druck und extremer Länge. Uns war das 17,5 Punkte (Rang 6) wert.
Abschließend eine kleine Ergebnistabelle des Abends:
1. Rang | Schweiz | 36,40 Punkte |
2. Rang | Spanien | 35,75 Punkte |
3. Rang | Österreich | 35,60 Punkte |
4. Rang | Deutschland | 35,50 Punkte |
5. Rang | Italien | 35,00 Punkte |
6. Rang | Frankreich | 34,90 Punkte |
Nach den großen Erfolgen der Pinot Noir an diesem Abend gab es als ersten Absacker noch einen Pinot Noir P 2015 vom Weinberghof Fritsch aus Wagram. Dieser Wein musste sich keinesfalls vor seinen Vorgängern verstecken: Helles rubinrot, dunkle Kirschen, etwas Gewürz in der Nase; am Gaumen sehr elegant mit guter Länge und Fruchtsüße – erinnert etwas an einen Musigny.
Den endgültigen Abschluss bildete dann der Chianti Classio 2019 vom Castello dei Rampolla.