Kurz vor dem Lockdown konnten wir noch eine Verkostung abhalten, bei der 4 x 3 Weine das hervorragende Menü von Gerda begleiten durfte. Nach einer sprudelig-fruchtigen Begrüßung aus Argentinien kamen folgende „Drillinge“ ins Glas.
Den Auftakt machten 3 Chardonnays aus 3 verschiedenen Ländern: Der Ried Freudshofer Jois von Hans und Anita Nittnaus aus Gols, 2017, repräsentiert wohl nicht unbedingt eine typische Weißweinregion, konnte aber mit feiner und komplexer Frucht sowie einer überraschenden Mineralik überzeugen (17,125 Punkte / Rang 10). Weiter ging es in die Schweiz zu unserem alten Bekannten Hansruedi Adank, Fläsch, Graubünden mit seinem Fläscher Chardonnay, 2012. Auch hier eine tolle Mineralik – diesmal natürlich nicht so überraschend – und eine sehr reife Frucht, was wohl auch auf das Alter zurückzuführen sein dürfte (17,125 Punkte / Rang 10). Der klare Sieger in der 1. Runde kam aber aus Frankreich: Der Champ Gain Puligny-Montrachet von der Domaine Jessiaume, 2010 überzeugte mit nussigen Aromen und einer diskreten Säure (17,750 Punkte / Rang 7 / 91 Punkte von Wine Spectator).
In der 2. Runde traten 3 Pinot Noirs gegeneinander an: Den Auftakt in dieser Runde machte ein deutscher Vertreter: Der SD Engelsfelsen von Duijn aus Baden, 2006 präsentierte sich nach 15 Jahren hervorragend im Glas. Bei der Blindverkostung war das Alter dieses Tropfens nicht zu erkennen. Frische mineralische Kühle, Kirscharomatik und eine gut stützende Säure zeichneten diesen Wein aus (17,833 Punkte / Rang 6). Zum 2. Mal kam dann die Domaine Jessiaume, dessen Juniorchef Quentin wir bei der Weinmesse Innsbruck kennenlernen durften, an den Start: Ihr Aux Echanges Chambolle-Musigny, 2009 war perfekt gereift – mit roten Früchten und unterlegt von seidigen Tanninen (18,167 Punkte / Rang 3 / 93 Punkte von Wine Spectator). Fast schien es, als könne dieser Burgunder an diesem Abend nicht mehr übertroffen werden, aber der Sieg in dieser Runde ging dennoch an die Schweiz: Der 2011er von unseren Freunden vom Weinbau Ciprian aus Zizers in Graubünden hat wohl mit 10 Jahren den Beginn seiner Hochphase bereits erreicht – auch wenn diese erfahrungsgemäß noch einige Jahre dauern wird. Frucht, Mineralik, Säure, Tannin – alles perfekt ausbalanciert und vielschichtig! (18,333 Punkte / Rang 2).
Es folgten 3 hochklassige Riojas in der Runde: Startnummer 1 in der Runde war der Norte von Pujanza, 2006. In der Nase dunkle Beeren und ein Hauch Erde – vielleicht sogar Trüffel. Am Gaumen dann ein wahres Feuerwerk an Aromen mit sehr gut integrierten Tanninen und einer beeindruckenden Mineralität. (17,750 Punkte / Rang 7 / 100 Punkte von Guia Proensa). Danach ging es noch 1 Jahr zurück in das Jahr 2005: Der Rioja von den Bodegas Fernando Remirez da Ganuza war seinem Vorgänger nicht unähnlich: Sehr reiches Aromenspektrum, etwas Torf, Gewürze und Graphit. (18,000 Punkte / Rang 4 / 96 Punkte von Robert Parker). Zwei hervorragende Weine, die aber letztendlich chancenlos gegen den Sieger des Abends waren: Die Gran Reserva 904, 1995 von La Rioja Alta überzeugte in allen Belangen: Am granatfarbenen Rand waren die 26 Jahre erkennbar. In der Nase ein Gewürzreigen, etwas Tabak und dunkle Beeren. Am Gaumen sehr elegant, wunderschön gereift und mit langem Finale (18,500 Punkte / Rang 1 / 96 Punkte von Robert Parker).
Den letzten Durchgang bildeten 3 Bordeaux-Blends: Am Beginn stand ein Vertreter der namensgebenden Region vom Château Léoville Las Cases aus Saint-Julien. Der Petit Lion, 2010 besteht aus 52 % Cabernet Sauvignon, 38 % Merlot und je 5 % Petit Verdot und Cabernet Franc und ist der Zweitwein des bekannten 2eme Cru-Weinguts. Schöne Frucht nach schwarzen Beeren. Im Glas braucht der Wein noch ein paar Minuten, ehe er seine volle Komplexität entfalten kann, dann aber mit samtigen Tanninen. (17,500 Punkte / Rang 9 / 91 Punkte von Wine Spectator). Kurz vor Schluss dann die Enttäuschung des Abends – ausgerechnet aus Österreich: Der Bela Rex, 2009 (Merlot, Cabernet Sauvignon) von Albert Gesellmann aus dem Mittelburgenland konnte in der Nase noch überzeugen: Etwas Tabak, dunkle Beeren, Cassis vom Cabernet Sauvignon sowie etwas Kirsche! Am Gaumen zwar feine Tannine und ein recht guter Abgang, aber uns allen war die Säure deutlich zu hoch, wofür es Abzüge gab, die letztendlich den letzten Platz bedeuten. (17,000 Punkte / Rang 12 / 96 Punkte von Falstaff). Zum Abschluss ging es dann ein zweites Mal an diesem Abend zurück ins letzte Jahrtausend: Der Château Musar, 1997 aus dem Libanon (Merlot, Cabernet Sauvignon) erinnerte durchaus an einen großen Bordeaux: Die Frucht nach Erdbeeren, Kirschen und reifen Zwetschgen dazu etwas Leder und Holz. Am Gaumen gesellen sich dann noch Kaffee, Tabak, Tee und etwas Cassis dazu! (18,000 Punkte / Rang 4 / 94 Punkte von Lobenberg).
Ich bedanke mich bei meinen Gästen für die nette Stimmung – trotz des herannahenden Lockdowns – und das tolle Geschenk sowie bei meiner Gerda für das hervorragende Menü, wobei hier auch die sensationelle Fleischqualität des Noelhof in Münster nicht unerwähnt bleiben soll!